In meinen schönsten Träumen geht es immer um Architektur. Andere mögen von Natur träumen. Bei mir sind es Städte und Räume.
Zum Beispiel die »Halle des ewigen Regens«. Riesige, braun glänzende Holztüren behüten sie. Drinnen führt ein ovaler Aufgang hinauf. Sein Handlauf besteht aus einem einzigen Stück Holz, bestimmt 20 Meter im Durchmesser. Pflanzen. Regentropfen, die aber dem Holz nichts anhaben. Der Ton einer Klangschale. Absoluter Friede. An der Flanke eine Tür, die zu einem Garten führt, der sich über Terrassen zu einem Schloss schlängelt. Aufgewacht.
Oder diese zwischenweltlichen Straßen, die sich zwischen das schieben, was man täglich nicht mehr sieht. Dunkel ist es dort, verraucht, Putz fällt herunter, niemand in den Fenstern. Eng ist es hier, alles geizig gebaut. Sonne hat diese Straße noch nie gesehen. Stille, wie in einer Totenstadt oder einem Colombarium. Es gibt keinen aufregenderen Ort als den dieser Verlassenheit. Sobald man sie verlässt, ist sie weg, zerbröselt zu Erinnerung. Aufgewacht. Als Forscher.
Letzte Nacht war ich in London. Der letzte Tag der »Reise« – was tun? Ich wagte mich mit meinem Fahrrad in den Linksverkehr und entdeckte Bekanntes, aber auch Plätze voll spätgotischer Bauten, schnörkelig, rund herum überwuchert von Wolkenkratzern, durchzogen von Touristenkolonnen, Geplapper und Würstchenduft. Die Endlichkeit macht mich bittersüß traurig, schon während des Schlafes. Aufgewacht. Als Liebhaber.
Mir fehlt so vieles.
Aber nicht alles.
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