Gerne würde ich über Afghanistan schreiben. Es berührt mich, wie schlecht es dort gerade läuft. Dass die Menschen und ihr zerschossenes Staatswesen vom Pendant der Waffen-SS übernommen werden – Das dürfte von jetzt an als absoluter Nullpunkt der Hoffnungslosigkeit eines Volkes gelten.

Die Erwartung unserer und der verbündetenen Regierungen, dass das politische System des Landes wehrhaft und widerstandsfähig genug sei, um den Rückfall in die alten Abhängigkeitssysteme lange genug zu verhindern, hatte eine Überlebensdauer einer Schnapsflasche im Männerheim. Und war wohl genau so naiv dort hin gestellt. Die Restauration wird hart zurück schlagen.

Auf der anderen Seite sehe ich aber auch nicht, dass »der Westen« strategisch hätte etwas anderes als gar nichts machen sollen. Ich bin hier wirklich von geringem Verstand.

Eine zentralisierte Demokratie in einem von Stammesstrukturen geprägten Land einführen zu wollen, ist gewiss ein ehrenwerter Ansatz. Doch dazu muss man in Kategorien denken, in Schemen handeln, die unserem System wesensfremd sind. Das afghanische sieht nur an der Oberfläche wie unser Förderalismus aus. Im Grunde belauern sich dort verfeindete Warlords, unterstützt von diversen extraterritorialen Mächten, die gar kein Interesse an einem allumfassenden, gerechten, menschenfreundlichen Frieden im Land haben. Teile (heute) und herrsche (morgen).

Wenn die Musik zu spielen aufhört, wird sich der Stärkere durchsetzen und zukünftig sämtliche Verträge unterschreiben. Die Frage lautet in diesem Augenblick: Habe ich als waffenliefernder Entwicklungshelfer aufs richtige Pferd gesetzt? Oder geht mein Gaul unter ferner liefen ein? Der Markt regelt dann den Rest. Purer Imperialismus. Demokratie muss man aber intrinsisch wollen. Das sehe ich hier nicht.

Mir scheint das Ganze so, als wolle eine Meise einem Lachs das Fliegen beibringen, weil sie ihn einmal über der Wasseroberfläche gesehen hat. Zeitverschwendung. Wenigstens ertrinkt der Fisch aber nicht, wenn der Vogel aufgibt.

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