2. August 2021

Hulot am 2. August 2021 in Texte.

Über Verantwortung, Möbelhäuser und das ängstlichste Volk der Welt: Die Deutschen.

Die Autovermietung versäumt es, einen Zusatzstoff für unseren Diesel in ausreichender Menge vor Fahrtantritt einzufüllen. Blöderweise merke ich das erst eine Woche später, als mir die Karre androht, in 800 Kilometern nicht mehr anzuspringen.

Am Telefon versucht mir die Mitarbeiterin zu erklären, wie ich das Zeugs selbst einfüllen kann. Dass man, d.h. ich, das darüber hinaus doch auch selbst wissen müsste, was adblue sei und wofür es gebraucht werde. Oder ich alternativ bei solchen Sachen den Pannenservice des Vermieters kontaktieren solle. Geht's noch? Soll ich vielleicht noch einen Ölwechsel machen? Oder die Karre vor Abgabe frisch lackieren? Wir machen einen Termin aus. Ich soll vorbei kommen, man will sich darum kümmern.

Drum kümmern – was hier bedeutet: Der Kollege muss selbst zur Tanke fahren, weil man das adblue selbst nicht am Lager hat. Die Flaschen seien leer. Konnte ja keiner ahnen, dass ich zwei Stunden später vorbei komme, nachdem ich am Telefon gesagt habe, dass ich in zwei Stunden da bin.

Dann funktioniert das Parkplatz-Ticket nicht, das sie mir gegeben haben. Die Mitarbeiterin mutmaßt, dass ich es vielleicht zu eng am Smartphone transportierte, was wiederum den Magnetstreifen gelöscht hat. Wenigstens bekomme ich ein neues und eines zur Sicherheit extra. Wahrscheinlich vorsorglich, falls ich das andere wieder kaputt mache. Kann man nix machen.

Bildbeschreibung

Das Möbelhaus tauscht, wie von mir vorgeschlagen, anstandslos die wenig stabilen Küchenstühle gegen einen Warengutschein um. Wahrscheinlich Montagsware. Als wir uns neue aussuchen, bekommen wir Lieferung, Montage und Abholung der alten Stühle gratis oben drauf. Man entschuldigt sich für unsere Umstände und regelt die Sache einfach. Dass die neuen Stühle erst Ende November geliefert werden können – geschenkt. Kann man nix machen.

Die einen schieben mir ihr Versagen in die Schuhe. Die anderen stehen für das verursachte Problem ein.

Lange schon erzähle ich, dass wir in Deutschland eine problematische Fehlerkultur haben. Bisher konnte ich es nicht beschreiben. Aber nun habe ich die Vokabel: Verantwortung. Wer diese offen übernimmt, muss sich nicht wirklich fürchten. Ein paar Schläge gibt es dann zwar immer, das ist wohl nicht zu vermeiden. Aber das ist allemal ehrenhafter als dieses kleinkrämerische Wegducken.

Und das steigert sich, je mehr Angst im Spiel ist. Davor, Stress mit dem Chef zu bekommen. Vor dem Verlust von Wählergunst. Vor Strafe, weil man ja Schuld auf sich geladen hat. Als wären unsere Gesellschaft der Klon der Katholischen Kirche. (Niemand rechnet mit der Spanischen Inquisition!)

Fazit: Mal sehen, ob sich mit den Miettransportern des Möbelhauses nächstes Jahr gut in Urlaub fahren lässt.


Photo by Christopher Windus on Unsplash

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