Sag, dass Du genug hast

Hulot am 11. Oktober 2021 in Texte.

Und ich nahm mein Notizbuch und meine Gedanken und wurde tausend Jahre alt.

Sag, dass Du genug hast

…und die drei Punkte sind ein Wort oder ein Satz oder das Ende der Welt, wer weiß das schon, vielleicht noch nicht einmal der Kopf, der das alles denkt aber nicht ausspricht, denn Sprechen braucht immerhin Form, Denken nur Ideen, Fühlen nur Bilder und Düfte und das Klappern eines leeren Glases. Gott, wie ich das…

Die Besten soffen sich zu Tode, die Langweiligen aber eben auch. Kann man nicht voneinander unterscheiden, sage ich Dir. Schmerz ist immer absolut, da wie dort, immer der größte, in allen Münzen gleich viel wert, mit nichts zu vergleichen als der Zeit davor. Wer weiß: Vielleicht sind die Langweiligsten auch die Allerbesten, nur eben im falschen Moment, am falschen Platz. Ungesehen. Übersehen.

Wenn der Vorschlaghammer des Lebens durch die Tür bricht, das Holz splittert und draußen der Nordwind der Untergangsangst den Schnee quer über das Pflaster ins kalte Dunkel treibt, dann, ja dann kannst du, dann musst du verdammt nochmal dir immer vor Augen halten: Das ist draußen. Ich bin drin. Das ist vielleicht nachher. Hier ist jetzt. Neben dem Kamin gibt es kein Recht auf Frösteln.

Mein lieber Freund, Flöhe kommen und gehen, Kühe sind nichts viel mehr als alle anderen Biester in Kunstklassen, Kaninchen grüßen aus dem Gulli, der Postbote macht schnell nochmal über seine Frau rüber, er muss ja früh raus. Irgendwo bringt sich ein Frauenarzt um, ein Fußballer findet zum Glauben. Der ehemalige Produktionsleiter für Kernwaffen erinnert sich plötzlich daran, wie er als Kind allein im Hof gespielt hat, in einem Sandhaufen voller Katzenscheiße, während die anderen mit ihren Eltern sprachen, spielten, lachten, konnten, weil die nicht besoffen in vollgepissten Betten lagen und glaubt, dass das die beste Zeit seines Lebens war. Wahrscheinlich hat er damit recht.

Wo man steht wurde gestorben, wo man geht wurde gevögelt. Und immer immer wieder geht die Sonne auf! Kann man nix machen. Nur nicht Zögern, denn das ist so unfassbar deutsch, so widerwärtig bundesrepublikanisch. Sondern schrumpfen, klein werden, winzig gar, dass man die Lücke zwischen den Erzählungen findet, um Teil ihrer Geschichten zu werden. Sie sehen ja doch nur die Buchstaben. Du kannst dort leben oder in der Hölle funktionieren. Choose life.


Photo by Roman Arkhipov on Unsplash

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