Von der Menschheit

Hulot am 25. Dezember 2017 in Texte.

An einem 17. November entdeckte die Menschheit, dass sie bisher keine Ahnung davon hatte, was Frieden ist.

Kurz nach Viertel sechs gelang einem einfachen Fleischer die Entdeckung. Als er durch die verregnete Fensterscheibe nach draußen blickte, den weißen Lichtern entgegen und den roten hinterher sah, wurde ihm klar: Freiheit herrscht nicht. Frieden ist nicht. Beides muss verwirklicht werden. Krieg kommt von selbst.

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Da öffnete sich die Tür und herein kam ein helles Licht. »Ungewohnt«, dachte der Fleischer sich noch und das mit Recht, denn es war Herbst, so kalt und finster, wie schon lange nicht mehr. Glassplitter flogen in das Gehackte, zerfetzten die Keulen an der Wand, fraßen sich durch Kittel und Haut, Knorpel und Knochen. Wie Derwische tanzten sie in seiner Hirnmasse, mit ausgestreckten Klingen, kochend. Als sie seinen Nervenzentrum pürierten, glaubte er noch den Geruch von Gänseblümchen auf einer Sommerwiese wahrzunehmen. Dann schmolz er in eine glühende Auflaufform voller Bratwürste hinein, die ihrerseits selbst schon Asche waren.

Das war das Ende der Menschheit. An einem 17. November, der ein Mittwoch war, kurz vor halb sechs. Dann nahm Gott den Finger von Reset-Knopf, goss sich noch einen vom Billigsten ein und war froh, dass ihn niemand gesehen oder gehört hatte.

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